Der Wald der Wisente: Ein Hotspot der Artenvielfalt

Interview mit Jan Preller (Förster Wisentgehege Hardehausen) zu seinem Angebot im Rahmen der #RausZeitLust - Outdoor- & Aktivwoche

Was ist das Besondere an Ihrem Angebot „Expedition durch den Wald der Wisente“?

Zwar kann man die Wisente bei uns in Hardehausen das ganze Jahr über besuchen und auch den Wald rund um das Gehege auf eigene Faust durchstreifen – doch das Besondere an diesem Angebot ist, dass wir im Rahmen der Führung einen Bereich betreten, der sonst nicht öffentlich zugänglich ist. Nur zu diesem speziellen Termin im Sommer wird das Areal exklusiv geöffnet – ein Gebiet, das normalerweise den Wisenten allein gehört.

Gerade das macht den Reiz dieser Tour aus: Auf rund 60 Hektar entfaltet sich ein Wald, der seit 1958 nicht mehr bewirtschaftet wurde. Hier erleben Besucher einen ganz besonderen Einblick in ein besonderes Biotop und sehen, wie unsere Wälder als beweidete „Hutewälder“ einst aussahen: Ein echtes Naturerlebnis mit uralten Bäumen, bizarren Felsformationen und einer beeindruckenden Artenvielfalt.

Für wen ist Ihr Angebot besonders geeignet und warum?

Grundsätzlich richtet sich das Angebot an alle, die die Natur lieben und mehr darüber erfahren möchten, wie ein „unberührter“ Wald tatsächlich aussieht. Die Teilnehmenden erwartet eine besondere Form der Entschleunigung – ein Eintauchen in eine faszinierende, fast vergessene Welt, die nur durch einen Zaun von unserer gewohnten Umgebung getrennt ist.

Die Expedition bietet die Möglichkeit, Biodiversität in ihrer beeindruckendsten Form zu erleben. In diesem Teil des Waldes haben sich Lebensräume für seltene Arten entwickelt – darunter Insekten, die ausschließlich dort vorkommen, ebenso bestimmte Fledermausarten. Ein echtes Highlight für Naturbegeisterte.

Wichtig zu wissen: Die Tour ist leider nicht barrierefrei. Da es keine ausgebauten Wege gibt, ist sie für Menschen mit eingeschränkter Mobilität nicht geeignet. Auch für sehr kleine Kinder ist der Ausflug möglicherweise noch nicht passend. Ansonsten aber sind Interessierte aller Altersgruppen herzlich willkommen – denn es gibt für alle etwas Spannendes zu entdecken und zu erleben.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dieser Tour bisher gemacht? Gibt es vielleicht eine witzige Anekdote?

Jede Tour ist ein kleines Abenteuer – ein Ausflug ins Ungewisse, könnte man sagen. Mit jeder Gruppe entstehen neue, ganz eigene Erlebnisse, denn je nachdem, wie die Teilnehmenden reagieren, entwickeln sich unterschiedliche Gespräche und Sichtweisen auf den Wald. Was jedoch immer gleich bleibt, ist das Staunen – die stille Ehrfurcht, wenn die Besucher diesen sehr ursprünglichen Wald betreten. Dieses Erleben scheint Generationen zu verbinden.

Natürlich bringt so ein Wald ohne Wege auch die ein oder andere Herausforderung mit sich. An einigen Stellen wird es durchaus abenteuerlich – besonders in den sumpfigen Bereichen. Da ist es auch schon vorgekommen, dass ein Schuh im Morast stecken blieb und erstmal befreit werden musste (lacht). Aber genau das gehört zum Erlebnis dazu – Natur hautnah, mit allen Sinnen.

Worauf freuen Sie sich besonders?

Ich muss sagen, ich freue mich jedes Mal, wenn so ein Termin ansteht – denn dann habe ich einen guten Grund, den Wald der Wisente auch mal wieder zu besuchen. Das ist immer etwas Besonderes. Natürlich ist ein solcher Besuch mit einigem Aufwand verbunden: Schon Tage vorher müssen die Wisente behutsam dazu bewegt werden, „ihr“ Waldareal zu verlassen und vorübergehend ins Vorgehege zu wechseln.

Es gibt dort im Wald der Wisente einen ganz bestimmten Ort – meine persönliche Lieblingsstelle. Jedes Mal, wenn ich dort stehe, muss ich an Caspar David Friedrich denken. Wenn er heute noch malen würde, dann würde er genau diese Szene festhalten. Dieser Platz bringt diese tiefe, romantische Sehnsucht zum Ausdruck – die Ästhetik des Waldes in seiner reinsten Form.

Und egal, ob man vom Fach ist oder einfach nur Naturfreund: Der Eindruck, den dieser Wald hinterlässt, ist immer tief. Ich nehme jedes Mal etwas mit – das Gefühl von Ursprünglichkeit, von Ruhe und Entschleunigung. Ich liebe diesen Teil des Waldes und freue mich darauf, ihn mit vielen Menschen teilen zu dürfen.


Im Gespräch mit Jan Preller wird schnell klar: Hier spricht jemand, der mit echter Leidenschaft und dem Herzen bei der Sache ist. Die Liebe zur Natur und die Faszination für diesen einzigartigen, unberührten Wald sind in jedem Satz spürbar. Wer die Chance hat, an dieser besonderen Expedition teilzunehmen, sollte sie sich nicht entgehen lassen – es ist ein Erlebnis, das lange nachwirkt.

Einen eindrucksvollen Vorgeschmack bietet übrigens der Film „Im Wald der Wisente“, der anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des Wisentgeheges entstanden ist – einfach mal auf YouTube reinschauen!